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Montag, 18. März 2013

Leidenschaft des Reisens

Lange ist's her seit unserem letzten Eintrag. Wir haben eine turbulente, intensive aber auch gute Zeit erlebt. Geprägt von vielen unvergesslichen Momenten, Erinnerungen, Abschieden und zukunftsweisenden Entscheidungen, aber dazu später mehr.

Als erstes möchten wir uns an dieser Stelle bei Sandy & Greg bedanken. Es waren wundervolle Wochen die wir gemeinsam mit Euch auf der Farm verbringen durften. Ihr habt uns gezeigt wie schön es ist nach der langen Reise ein "Zuhause" zu haben (wenn es auch zeitlich begrenzt war). Entgegen all den vielen Warnungen und Erzählungen anderer Einwanderer, welche uns gesagt haben wie schwierig es sei hier Freunde zu finden sind wir nun sicher, dass dies nicht der Fall ist. Auch entgegen unserer eigenen Bedenken bezüglich des Landlebens haben wir gelernt, wie schön es gerade auf dem Lande ist. Haben wir uns doch immer vorgestellt in Australien in einer Stadt zu leben. Nun würden wir wohl dieses Leben auf dem Land bevorzugen. Die herzliche Art der Menschen hat uns wortwörtlich umgehauen! Von der Pöstlerin, über die Gemeindeangestellten bis hin zu Feuerwehrmännern, anderen Farmern und den Betreibern des einzigen Einkaufsladens im Dorf, sie alle haben uns nach kurzer Zeit gekannt und waren bei jeder Begegnung für einen freundlichen Schwatz zu haben. Wir haben Jobangebote auf Farmen sowie in Werkstätten und sogar im lokalen Krankenhaus erhalten. Gerade Nicole wäre als Krankenschwester hier gerne gesehen. Man weiss hier auf dem Lande noch den Nachbarn zu schätzen, weil man auf einander angewiesen ist. Berufsleute sind angesehen, die Wertschätzung ist hoch, ein gutes Gefühl. 

Die Zeit auf der Farm ist wie im Fluge vergangen. Gemeinsam haben wir sie mit der alltäglichen Farmarbeit verbracht. Ich durfte mich handwerklich betätigen, was mir nach der langen Reisezeit unheimlich gut getan hat.
Service am "alten Nissan" mit Greg 
Service am Traktor in australischen Sicherheitsschuhen
Sooo gross ischer....... dä Traktor!

Wir durften mithelfen beim Wiegen der Schafe. Wie erlebten 1:1 mit, wie über die Schaf-Preise gefeilscht wurde. Wir lernten viel über die Schafzucht und den richtigen Umgang mit diesen Tieren. Greg erzählte uns viel darüber, wie das fruchtbare Ackerland gelesen werden kann und was mit der Wolle passiert. Wie wichtig Wasser ist und wie der Regen im Frühjahr über "sein oder nicht sein" und somit den finanziellen Ruin einer Farm entscheiden kann, war uns bis dahin nicht bewusst.
Zuerst wird ein "mob" (eine Herde)  in den
"Sheep Garden" getrieben
Lagebesprechung "unter Männern"!
Schafe trennen (viel Wolle / wenig Wolle)

Wenn die Menschen nur mal wissen was sie wollen......
Der Boss hilft mit

Links im Bild: der Händler am Wiegen,
er bestimmt den Preis
Als ganz besondere Überraschung haben uns Sandy & Greg mit auf Ihre 2. Farm genommen, welche sie seit langer Zeit betreiben. Das Haus steht leer. Der ehemalige Besitzer war ein Tüftler à la Daniel Düsentrieb. Das ganze Gelände gleicht einem Abenteuerspielplatz für Männer. Nebst einer perfekt eingerichteten Werkstatt hat es unzählige Fahrzeuge auf dem Gelände. Ich bin aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Das war ein Paradies. Danke!

Weil es so viele Eindrücke waren, haben wir Euch eine Diashow zusammen gestellt. Einfach unten aufs Bild klicken. Wo dieser traumhafte Ort ist, werde ich aber niiiiiiemandem erzählen!!
Fyrabigbier
Um so schwerer ist uns dann der Abschied gefallen. Nach einer letzten Probefahrt mit Sandy's Holden SS, einer Höllenmaschine mit unendlich PS und einem sagenhaften V8 Ton war der Abschied unumgänglich.

Es gelingt uns noch heute nicht in Worte zu fassen, was wir gefühlt haben, als wir die Gravelroad von der Farm weg gefahren sind......... eines steht für uns fest: Hier sind wir nicht zum letzten mal gewesen. Sandy & Greg werden wir bestimmt wieder sehen. 


Es war für uns beide aber klar, das wir weiterreisen wollen. Unser Ziel ist Adelaide! Gemütlich brummelt Bruno nach dem Oelwechsel, welchen ich bei Greg machen durfte, vor sich hin. Der von mir nachgerüstete Tempomat funktioniert einwandfrei und trotz des traurigen Abschieds ist für uns die Welt in Ordnung. Wir leben unser Leben und geniessen unsere Reise und das ist ein einmaliges Gefühl.

Über Kalgoorlie (einer Goldgräberstadt) fuhren wir nach Esperance.



Wohl jeder, der schon einmal einen Reisekatalog von Australien gesehen hat, kennt das Foto vom Kangaroo welches am weissen Strand liegt. Genau da hin wollten wir. Und so verbrachten wir wunderbare Tage im Cape Le Grand Nationalpark und verweilten uns an der Lucky Bay. Das Wetter war herrlich, ein wenig windig und gerade darum nicht zu heiss. 

Der Sand ist tatsächlich schneeweiss und die Kangaroos kann man vorwiegend am Morgen beobachten wie sie am Strand entlang hoppeln. Die Hochglanzbroschüren versprechen also wirklich nicht zu viel.
Lucky Bay im Cape Le Grand Nationalpark - weisser Sand
und blaues Meer
Campspot Lucky Bay
D Nicole entdeckt am Morge Kangaroos 



Zum Znacht ä feeeini Rösti

Einzig der Campground am Lucky Bay gleicht ein wenig einer Sardinenbüchse. Etwa 30 Wohnmobile, Wohnwagen und Camper stehen in 5er Reihen auf verschieden Etagen nah beieinander. Leider können viele Australier in ihren riesigen Wohnwagen nicht ohne Mikrowelle und Fernseher auskommen. Da es im Campground keinen 230V Strom gibt lassen sie alle am Abend ihre Notstromaggregate laufen. Wir finden es schon ein bisschen merkwürdig, dass die Leute die Natur und Abgeschiedenheit suchen, dieselbe auch finden und dann das ganze Ambiente mit röhrenden und stinkenden Generatoren zunichte machen, schade.

Wir reisten dann vom Cape Le Grand zurück nach Esperance. Diesmal aber nicht auf der "bloody black Bitumenroad" (australisch für Teerstrasse) sondern dank dem Tip eines Australiers entlang des Strandes. Wir wussten nämlich zuvor nicht, dass man die 60 km zurück nach Esperance abkürzen und dies erst noch entlang des 22km langen, weissen Sandstrandes tun kann. So nahmen wir am Morgen in der Früh bei Ebbe die schöne Strecke in Angriff. Wir begegneten keinem einzigen Auto, hatten sogar noch Zeit für einen Fotostop und fühlten uns einfach nur super wohl!







Die nächsten Tage bereiteten wir uns dann auf die Durchquerung der Nullarbor Wüste vor. Nullarbor heisst übersetzt so viel wie "kein Baum". Die Nullarbor ist nahezu 6mal so gross wie die Schweiz und ist wirklich ziemlich baumlos. Die 1203 km von Norseman nach Ceduna spulten wir in 3 Tagen ab. Mit extremem Gegenwind fuhren wir Stunde um Stunde mit 90km/h die schnurgerade Strecke. Wieder einmal mehr bedankte sich mein rechter Fuss für die neue Cruise Control. Die längste Strecke ohne Kurve in Australien (90 Meilen) meisterten wir mit Bravur. Mit Podcasts und Hörspielen, welche wir vorher aufs Telefon geladen haben, vertrieben wir uns die Zeit. Das Wetter war uns gnädig, es regnete und war bedeckt, was für uns die ganze Fahrt zu einem angenehmen Erlebnis machte. Eigentlich hatten wir Spass an der Wüste. Der Abschnitt, wo die Strecke direkt am Great Australien Bight entlang verläuft war einzigartig.
Hier einige Eindrücke zur Nullarbor:
90 mile straight!!! das wird eine langweilige Angelegenheit...
...und die Sitzposition verändern...
so lässt es sich gut chauffieren:-)
... daher immer mal eine Pause einlegen...

... Adelaide - immer noch  weit entfernt...
... doch Samuel nimmt es mit Humor...

... sowie mit sightseeing: Great Australian Bight!
Sieht aus wie die Great Ocean Road ohne Touristen...

und hier der old telegraph Samuel


old telegraph station - fast nicht mehr zu sehen,
da der Wind sie über Jahrzehnte hinweg langsam
mit Sand überdeckt

Nur der Gegenwind machte sich in Brunos Durst bemerkbar.......:-) Gibt er sich doch sonst mit genüsslichen 12-12.5 Litern / 100km Diesel zufrieden, so drückte er diesmal mehr auf unser doch sonst schon geschröpftes Portemonnaie. Wir gönnten ihm den Extra Drink und waren froh, dass die Überfahrt wie so immer problemlos verlief. Wir trafen auf dem Weg Australier mit grossen Wohnwagen, deren Zugfahrzeuge überhitzen. Ich möchte nicht daran denken, wie viel Diesel diese Motoren verbrauchen. Bei einem Dieselpreis von ca. CHF. 2.08 in der Wüste kann das ganz schön teuer werden.

Zufrieden und doch ein bisschen müde vom Fahren, freuten wir uns dann, in Süd Australien angekommen, über unseren idyllischen Platz direkt am Meer gelegen. In Streaky Bay verbrachten wir einen schönen Ruhetag, hatten wir doch etwas zu feiern! Ja ganau, Nicoles Geburtstag war doch am 03.03.2013 und sie wurde 33 Jahre jung! Schon so lange freute sie sich auf den Geburtstag und die 2 Päckli, welche sie von Katja zugeschickt bekommen hat. Eisern hatte sie mit dem Auspacken bis zum Geburtstag gewartet. Nach so viel Vorfreude macht das Auspacken doch doppelt so viel Spass.
Nun also wünschte sich Nikki einen Zmorge direkt am Meer mit feinen Konfibrötli.....mhmmmm.
Wir verbrachten den Tag mit Baden, einem schönen Spatziergang und einem feinen Fisch-Znacht im Restaurant. Es war ein schöner Tag, nur manchmal dachte sie etwas wehmütig ans grosse Geburtstagsfest von vor einem Jahr zurück......."waisch, s'isch soo schön gsi"!


Von Streaky Bay fuhren wir nach Port Augusta, wo wir "the royal flying doctor" besuchen konnten! Ein eindrückliches Erlebnis, v.a. für Nicole, da sie immer schon Einblick erhalten wollte in das "australisch fliegende Gesundheitssystem". Vor allem hatten wir Glück - Flugzeug und Crew waren in der Basis - so konnten wir Frage um Frage stellen, welche uns alle aus erster Hand fachkompetent beantwortet wurden! Und noch während unseres Besuches erhielt die Flugzeugbesatzung einen Einsatz - wir konnten zusehen, wie das Flugzeug 5 Minuten später abhob... Fantastisch! 


wir erhalten eine Privatführung von einer sehr kompetenten
Mitarbeiterin 

und dürfen das Flugzeug besichtigen.


die nurse erklärt Nicole wie Ihre Arbeitssituation
aussieht
bereit für den Einsatz...
... 5 min später bereits am Abheben...

Am nächsten Tag freuten wir uns dann auf Adelaide, welches nun nur noch ca. 500km entfernt war. Schon am Morgen ging es los, mit einer gemütlichen Fahrt über Land. Auf halber Strecke halfen wir noch einem stecken gebliebenen Australier, dessen Mercedes Benz nicht mehr wollte. Über 1h zurück liegend auf unserem Zeitplan, machten wir uns nach geglückter Reparatur und glücklichem Mercedes Besitzer wieder auf den Weg. Wir beschlossen, noch eine Nacht vor Eintreffen in Adelaide einzulegen, was uns ein bisschen zum Verhängnis wurde. Wir hatten nämlich nicht beachtet, dass das folgende Wochenende ein Feiertag war. Traditionsgemäss waren somit wieder einmal mehr alle Camping-Plätze ausgebucht oder dessen Preise waren verdoppelt oder gar verdreifacht. Tja, da standen wir nun und wühlten uns durchs Internet und telefonierten den in Frage kommenden Plätzen. Wir waren ziemlich happy, als wir die Zusage für 4 Nächte auf einem Platz ganz nah (ca. 30min) zu Adelaide gelegen, bekommen haben. Der Preis war sehr gut, und auch die Bilder im Internet waren super.......wenn wir aber eines gelernt haben auf dieser Reise, ist es, dass sich die Investition in eine gute Homepage lohnt (wenigstens für die Betreiber), dafür aber nicht alles Gold ist was nach Hochglanz aussieht...

Diesem Beifahrer einer etwas verrückten Australierin durften wir noch den Bauch signieren... eine herzhafte Begegnung mit einem Frauen-Trio, wir haben viel gelacht - zum Abschied fiel der Satz "thank you for making us such nice memories..." - und wie Recht sie hat... etwas vom Wichtigsten sind schöne Erinnerungen.










Über unsere Ankunft in Adelaide, wohin unsere Reise weiter geht und über die teuren shopping Tage von Bruno und Nikki erzählen wir Euch beim nächsten mal........






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