.........willkommen in der Türkei
Wir müssen gestehen, dass wir bislang sehr wenig über die
Türkei gewusst haben. Natürlich haben wir uns etwas auf die kommenden
Reisewochen in diesem Land vorbereitet, doch lassen wir uns vorwiegend
überraschen, was Kultur sowie Natur anbelangt. Was wir vorfinden übertrifft
unsere Erwartungen:
Wir erfahren bedingungslose Gastfreundschaft, treffen auf
hilfsbereite Menschen, erleben die Schönheit der Natur, geniessen die köstliche
türkische Küche und erfreuen uns jedes herzhaften Lachens welches uns von
Einheimischen geschenkt wird! Wir lernen, wie wir uns mit nonverbaler
Kommunikation unterhalten können.
Zusammengefasst bedeutet dies für uns eine fantastische
Erfahrung!
Doch nun der Reihe nach:
Von Dubai fliegen wir nach Istanbul, wo wir einen
Anschlussflug nach Izmir nehmen. Die Einreise verläuft unproblematisch, und
schon verlassen wir das Flughafengebäude. Wir nehmen ein Taxi welches uns zum
Hotel fährt. Hier erhalten wir einen ersten und etwas falschen Eindruck, was
die Fahrkunst des Türken anbelangt. Unser Fahrer drückt einmal voll das
Gaspedal... und hält den Speed (sogar Samuel wird mulmig bei diesem Fahrstil
und der hohen Geschwindigkeit) bis er von der Polizei aufgehalten wird...
welcome to Turkey!!
Doch wie wir später auf unserer Reise merken, war dieser
Fahrer eher die Ausnahme: der Türke fährt rassig und zielstrebig, fremde
Verkehrsteilnehmer müssen sich etwas durchringen im Verkehr, sonst bleibt man
am Kreisel stehen bis es Abend wird... aber zugleich fährt der Einheimische
immer weit voraus schauend.
Unser 4 Stern Hotel in Izmir befindet sich in der Hafen
Gegend. Fast ein wenig überfordert sind wir, als wir das Hotel in Flipflop und
Shorts bekleidet betreten, denn hier halten sich vorwiegend gut gekleidete
Geschäftsmänner auf. Wie wir später merken, ist dieses Hotel tatsächlich ein
Deluxe Hotel. Sicherlich geniessen wir das schöne Zimmer mit all seinen netten
Details sowie das Fitness-Studio! Hah, da kann ich mal wieder so richtig
schwitzen...
Dennoch ziehen wir nach 2 Nächten um, in ein nettes
kleineres 3 Stern Hotel, direkt an der Promenade gelegen. Das
Preisleistungsverhältnis stimmt total, wir fühlen uns sofort wohl. Hier bleiben
wir 7 Nächte, weil wir ja auf unseren Bruno warten!
Als wir unser erstes türkisches Frühstück an der Promenade
geniessen, erkennt Samuel (Dank einem speziellen Tracking-App) ca. 200m direkt
vor uns gelegen das Schiff, auf welchem Bruno steht!! So was aber auch – wir
sind ganz „excitet“! Das Containerschiff „Gloria“ wartet darauf, in den Hafen
einfahren zu können. Da es Donnerstag ist, wissen wir, dass wir unseren
Landcruiser nicht mehr vor dem Wochenende haben werden, doch sind wir ungemein
glücklich darüber, dass das Schiff angekommen ist – hoffentlich ist unser
Container dabei!
...Gloria sollte direkt vor uns liegen... |
...und siehe da, dort ist sie, Bruno mit dabei!! |
Bei dieser Aussicht lassen wir uns unser türkisches Frühstück schmecken! Dieses Restaurant übrigens entpuppt sich in den weiteren Tagen als unser Lieblingsrestaurant. |
So verbringen wir das Wochenende mit langen Spaziergängen
durch das Hafenareal von Izmir. Die Menschen begegnen uns fröhlich, die
Shopping-Zone ist gemütlich einladend und Samuel geniesst ein Spa-Programm beim
Hairdresser (das Haare schneiden wird zum Erholungserlebnis, denn Massage und
Gesichtspeeling sind inbegriffen).
Izmir - eine "bunte" Stadt - fröhliche Menschen, freundliche Verkäufer, unaufdringliche Händler, entspannte Fischer - so lernen wir Izmir kennen. |
beim Hairdresser... |
Was sagt man dazu?! |
Tatsächlich ist es ein paar Tage später dann soweit: Bruno
wird ausgeladen! Wir erleben eine spannende Geschichte:
Der ganze Prozess vom Abladen unseres Containers bis hin zur
Abholung von Bruno dauert 5 Arbeitstage. Unterdessen haben wir mit unserem
Agenten den gesamten Papierkram hinter uns gebracht, den es im Voraus zu
erledigen gibt. Da wäre unter anderem die notarielle Beglaubigung, die es dem
Agenten ermöglicht, in unserem Namen zu handeln... uns ist bewusst, dass wir
blindes Vertrauen haben müssen – doch haben wir uns im Voraus gut über die
Firma des Clearing-Agenten informiertJ und da im Hafen kein
English gesprochen wird, sind wir auf diesen englisch sprechenden Mann
angewiesen. Wir werden nicht enttäuscht! Alles sorgfältig organisiert, werden
wir von einem Angestellten unseres Agenten, welcher uns als Übersetzer dienen
wird bei den Zoll-Formalitäten, am 5. Tag zum Hafengelände geführt.
Wir verbringen die erste Tageshälfte damit, unseren
Übersetzer für uns arbeiten und verhandeln zu lassen, uns indessen vom einen
Stuhl auf den anderen zu setzen, zu warten, „Çay“ (türkischen Tee) zu trinken,
bis es ans Auspacken von Bruno geht! Hierfür werden wir zum Container-Terminal
gefahren. Wir haben im Voraus darauf bestanden, dabei zu sein wenn der
Container geöffnet wird. Schliesslich wählten wir bewusst kein „roll-on
roll-off (RORO)“ sondern einen Container, damit all unsere Habseligkeiten gut
verschlossen und sicher in einem geschlossenen Raum in Izmir ankommen. Beim
RORO Service werden die Fahrzeuge von Mitarbeitern der Frachtgesellschaft auf
das Schiff rauf und auch wieder runter gefahren. Die Fahrzeuge sind auf der
Überfahrt unverschlossen. Wir haben alle möglichen Geschichten von problemlos
bis zum Fehlen des gesamten Fahrzeuginhaltes gehört. Da wir uns dies ersparen
wollen haben für uns für die teurere, aber auch sicherere Variante per
Container entschieden. Normalerweise darf das Hafen-Areal lediglich von
Mitarbeitern betreten werden, dies wird uns einmal mehr gesagt. Es sei eine
Ausnahme, dass wir mit dabei seien. Dank unserem Agenten läuft dies nun Einwand
frei nach unserem Wunsch.
Wir sind nervös und angespannt. Wie hat Bruno die lange
Seefahrt sowie das 3-malige Umladen vertragen?
Nun ist es soweit: Samuel steht daneben als das „Seal“
geknackt wird. Natürlich weiss ich dass es verboten ist hier zu fotografieren,
doch kann ich es nicht lassen einige Bilder zu knipsen, bevor ich sehr freundlich
aufgefordert werde, dies zu unterlassen.
Im grauen Container ist Bruno drin... Somit wird alles aus dem Weg geräumt damit das Siegel entfernt werden kann. |
Und hier ist er... |
...Wahnsinn!!! Bruno, welcome to Asia / Izmir! |
Und sogleich wird diskutiert wie Bruno am schnellsten befreit wird. |
Alle Mitarbeiter des Geländes zeigen sich freundlich und
hilfsbereit: so wird unverzüglich eine Rampe heran gefahren, damit Bruno ein
sanftes Herausfahren ermöglicht wird. Ebenso wird Samuel dabei geholfen, den
Bretterverschlag welcher Bruno gesichert hat, zu entfernen. Ein LKW-Fahrer hält
extra an um seine Hilfe anzubieten, als er die platten Pneus sieht! Natürlich
sind die Pneus lediglich platt, weil wir aufgrund der Höhe Luft ablassen
mussten – so hat Samuel keine Zeit, sich unseren treuen Weggefährten erst
anzusehen – viel eher muss er die Pneus wieder aufpumpen, was aber im eher
friedlichen Gelände kein Problem ist.
Sogleich Abfahrt bereit, machen wir uns auf den Weg zurück
zum Zollgebäude zur Import-Inspektion. Hier sagt man unserem Übersetzer, dass
nun Mittagspause angesagt sei – wir werden um halb zwei nachmittags wieder hier
erwartet... kurze Zeit später fordert man uns dann auf, den Schlüssel da zu
lassen, damit die Inspektion über Mittag durchgeführt werden könne... hiermit
sind wir natürlich nicht einverstanden, es macht für uns keinen Sinn – hat man
uns 5 Min vorher gesagt, dass nun Mittagspause sei... irgendwie
widersprüchlich. Auf alle Fälle einigen wir uns darauf um halb 2 hier zu sein.
Vor dem Zollgebäude. |
Bruno wartet im Hinterhof auf die Herren Inspektoren. |
Wie es sich für Herr und Frau Schweizer gehört, sind wir 10
Min früher am vereinbarten Ort. Ein Fehler, denn unser Übersetzer ist noch
nicht da. Dennoch werden wir von einem der zuständigen Amtspersonen
aufgefordert, mitzugehen, damit die Inspektion stattfinden könne. Wir denken
uns noch, dass es angenehmer wäre mit unserem Übersetzer, doch war uns dieser
Beamte am Morgen sehr freundlich gesinnt. Bei Bruno angekommen, ist Samuel dann
urplötzlich umzingelt von 4 weiteren Männern: einer in Kravatte und Anzug,
einer in Uniform usw. Sie weisen sich nicht aus, stellen sich uns nicht vor,
denn schnell ist klar, lediglich einer der ganzen Truppe spricht wenig
Englisch. Der Rest spricht nur türkisch! Dies sind also die Inspektoren...
Sehen eher aus wie Bürogummis......na ja!
Da ich als weibliches Wesen innerhalb dieser Männerrunde
nicht viel zu sagen habe, betrachte ich die Situation entspannt von Aussen und
könnte laut lachen: 4 Männer plaudern in türkischer Sprache auf Samuel ein, wie
im Hühnerstall! Der uns gut gesinnte freundliche Beamte hält sich raus. Schnell
wird klar, dass sie irgend etwas im Schilde führen, denn mir scheint, diesen
Männern ist klar, dass sie bei uns nichts Illegales finden werden. So zeigen
sie allesamt auf ein Paket mit ein paar Auto-Ersatzteilen darin, welches in
Bruno gelagert ist. „Invoice“ – äussert derjenige welcher etwas Englisch
spricht. Samuel sagt ihm, er habe die Rechnungsbescheinigung nicht hier. Nun
ist definitiv klar, die Bande interessiert sich für nichts weiter, nur diese
Bescheinigung. Sie unterhalten sich auf türkisch, steigen in ein Auto ein (ich
kann mich nicht erinnern dass das Auto angefahren gekommen ist), der letzte
Satz ist, dass wir die Rechnung finden müssen, sonst bleibt Bruno hier. 3
Minuten hat die ganze Inspektion gedauert, und die Männer rauschen davon in
einem lustigen kleinen Fiat Doblo
(passt nicht zum gesamten wichtigen Auftritt) – mir ist klar, dies ist
ein Spiel!
So diskutieren wir kurz auf schweizerdeutsch, dass wir nun
irgendeine andere alte australische Rechnung suchen (denn für die Teile des
Paketes haben wir keinen offiziellen Beleg), diese vorzeigen und gut wirds
sein! Doch da haben wir uns getäuscht. Wir betreten erneut das
Zollgebäude...und siehe da, wir treffen die 4 Inspektoren verteilt in ihren
Büros sitzend an – einer installiert gerade einen PC, der andere weibelt
wichtig umher in seinem Anzug – ganz harmlos sehen sie auf einmal alle aus.
Inzwischen ist der Übersetzer wieder da, fast hat er Schweissperlen im Gesicht,
als er hört dass die Inspektion ohne ihn stattgefunden hat. Wir erzählen ihm
nun die Geschichte der Rechnung, reichen ihm die angeblich stimmende zu (wobei
wir nicht erwähnen dass dies eine Falsche ist) und sogleich zügelt er damit ab.
Er kommt zurück uns meint, dieser Beleg sei akzeptiert, doch nun gäbe es ein
weiteres Problem: wir müssen das Paket importieren was viel Aufwand an
Papierkram bedeute für die Behörden... es sei denn, wir bezahlten 100Lira cash,
und man vergesse das Paket...
Aha, hatten wir doch recht – ein Spiel! Eigentlich wären wir
gewillt gewesen, nicht mitzuspielen, doch würde es zu teuer kommen für uns – im
Falle wir unser Auto weitere Tage im Hafen lagern müssten, würde dies mehrere
hundert US-Dollar kosten... Somit bezahlen wir die 100 Lira (50 Dollar), setzen
uns hinters Steuer und brausen davon... Schliesslich haben wir etwas zu feiern
– unser australischer Gefährte ist unversehrt angekommen – welcome to Turkey
Bruno!!
Das Abenteuer kann beginnen!
Nach diesem Erlebnis reichen Tag gesellen wir uns unter die Mafioso... die Rechnungen werden Cash beglichen... |
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