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Montag, 15. Oktober 2012

Gibb River Road


2 x Plattfuss, Bruno braucht einen neuen Schuh! Von Darwin nach Broom via Gibb River Road

Von Darwin aus reisen wir in den Litchfield-Nationalpark. Auch hier betätigen wir uns 3 Tage lang sportlich mit Wanderungen zu hübschen Gorges (natürliche Süsswasser-pools).
Freundliche Begrüssung bei der Park-Einfahrt
Schöne Wasserfälle entschädigen die Strapazen der Wanderung
Ohne Abkühlung wird es am frühen Nachmittag nämlich fast unerträglich heiss, bis zu 40 Grad. Doch wo Wasser ist, da sind auch viele kleine mistige Tierchen, welche meine Beine übersäht haben mit kleinen Bissen. Und zwar handelt es sich um Sandflies. Fast könnte man lachen, wenn sie einen „beissen“, weil sie so winzig sind -  doch 2 Tage später erscheinen die Biss-Stellen wie Pusteln und jucken ungemein. So habe ich beinahe die Kriese bekommen, beim Anblick meiner mit Wildpocken ähnlichen Pusteln übersähten Beine. Und ich habe begonnen, egal welche Temperaturen herrschen, lange Hosen und ein langärmeliges Shirt zu tragen. Pfuii, das ist nicht angenehm!

Beim Verlassen des Litchfield-Nationalpark fahren wir einen super Allradtrack mit kniffligen Passagen. Dazu gehören das überqueren des Reynolds-Rivers und eine sandige, sehr steile Abfahrt in den Fluss. Nici schaut von Aussen zu während Sämi versucht die mit Gruben übersähte Abfahrt auf dem bestmöglichsten Weg zu meistern (die Atmung hat bei uns beiden wohl einen Augenblick ausgesetzt). Dies fordert Geschick und macht einen wahnsinnigen  Spass! Wir besuchen noch ein altes Homestead (unbewohntes Haus der australischen Siedler vor 1900) und können uns so ein Bild über das harte Leben im australischen Outback machen. Das müssen harte Kerle und natürlich auch „Damen“ gewesen sein die damals, ohne die heutigen Vorzüge wie Auto, Klimaanlage, Elektrizität usw. dem heissen und trocken-staubigen Outback getrotzt haben. Hut ab.
Steinformation in the Lost City Litchfield NP
the Lost City
Finde den Fehler
Homestead im Australischen Outback 
Sam beim Eintragen des Guestbooks im Homestead
Auskundschaften des River-Crossings

Weiter geht's durch ein Flussbett
Welcher Wegweiser war's nun??
Abgebranntes Buschland

Im gestreckten Galopp fahren wir dann über Katherine (wo wir noch 1 Woche Zwangsferien in Bali buchen müssen, doch dazu später etwas) auf den asphaltierten Strassen nach Kununurra. Dabei überqueren wir die Grenze nach Western Australia und müssen strenge Quarantine-Kontrollen über uns ergehen lassen. Zum Schutz gegen die Einfuhr von Keimen und Krankheiten für die Farmen in WA dürfen hier nämlich KEINE frischen Früchte sowie Nüsse, KEIN Gemüse und KEINEN Honig eingeführt werden! Da uns dies erst am Vortag der Grenzüberquerung bewusst geworden ist, gibt es dann reichlich Honigbrötli zum Zmorge, viele gesunde Früchte über den Tag verteilt und ein wunderbarer Gemüse-Znacht (der Magen hat’s nicht verdankt). Bis kurz vor der Grenze ist alles, was irgendwie in den Bauch passt gegessen (nur nichts wegschmeissen). Als Bruno dann vom freundlichen Grenzbeamten inspiziert wird (jede Schublade wird geöffnet) müssen wir lediglich noch ein paar Kleinigkeiten wegwerfen. Und dann heisst es...... Welcome to Western Australia!!

Schon seit längerem befassen wir uns mit dem Wunsch, die Gibb River Road im Westen Australiens zu befahren. Die Geschichte der GRR beginnt 1960 als beef road. Die wurde angelegt, um Schlachtvieh von den entlegenen Farmen der Kimberley-Region nach Derby zu transportieren. Der Gibb River Station (einer riesigen Rinderfarm) verdankt die Strasse auch ihren Namen. Die GRR führt durch die wunderschöne Kimberley-Region mit hohen Felszügen, welche umgeben von der meist roten Erde in einem fantastischen Kontrast erscheinen. Je nach Tageszeit (Sonneneinstrahlung) erscheint die Landschaft anders. Die GRR gilt unter Australien-Reisenden inklusive den Einheimischen als die letzte wirkliche Outback Herausforderung. Na dann werden wir mal sehen worauf wir uns da einlassen!

Vorbereitung auf so eine Strecke bedeutet alles, so haben wir uns über die Strassenverhältnisse informiert. Im Tourismus Informations-Center heisst es nur: Die River-Crossings sind in Ordnung, die Strasse ist hart und rau und der Zustand ändert sich schnell. Aber es sind immer noch einige Reisende darauf unterwegs. Schnell werden noch ein Snatch-Strap (ein mit bis zu 10t belastbares Gummiseil mit dem man ein eingegrabenes Fahrzeug befreien kann) und ein Reifen-Reparaturset gekauft, was sich als sehr nützlich erweisen wird.
Vorbereitung ist alles. Aufräumen und.....
Vorräte auffüllen......

Da wir dieses Abenteuer nicht alleine in Angriff nehmen möchten, treffen wir Helen und Martyn in Kununurra wieder. Mit Ihrem Nissan Patrol und unserem Toyota sind wir sicher, dass wohl ein Fahrzeug die Route überstehen wird, Sicherheit geht vor.

Zuerst gibt es noch eine freudige Überraschung: Am 14. September bin ich Gotte geworden von Jovin!!! Juhuii, da freuen wir uns sehr, als wir wieder Natelempfang haben und diese wunderbare Nachricht erhalten, schliesslich haben wir gespannt darauf gewartet. Wir gratulieren unseren Freunden Nicole & René zu Ihrem Sohn und wären gerade jetzt gerne für einen Moment zurück in der Schweiz um den neuen Erdenbürger begrüssen zu können. Nun tun wir dies halt von Australien aus und freuen uns mit ihnen.
Auf Jovin

So fahren wir am 22. September früh morgens los, aufgeregt und in voller Vorfreude.
Abzweigung Gibb River Road, alle Crossings offen.
Die erste Bergkette der Kimberleys

Die Strecke beginnt mit einer Gravelroad und mehreren Flussüberquerungen, wobei aufgrund der Trockenzeit nur wenige einen hohen Wasserpegel aufweisen. Dennoch macht dies Spass! Wir pausieren für 2 Nächte in El Questro. Dieser Campground ist schön gelegen, doch sehr kommerziell und teuer. Von hier aus unternehmen wir Wanderungen- eine davon führt in die Emma-Gorge, wo sich uns ein wirklich spektakulärer Anblick mit wunderbarer Abkühlung bietet:
Langer und heisser Aufsstieg, aber atemberaubende Aussicht!
Diese Rinderfarm ist knapp 13200 ha gross

Bergkette der Kimberleys
Martyn beim durchqueren eines ausgetrockneten Flussbettes.

„Weisch wie guet, ich han überhaupt kei Angst wege dere Gibb River Road- ich han`s richtig Auto und de richtig Maa wos repariere chan debi!“, das habe ich zu Samuel gesagt vor Antreten der Gibb River Road.
Als wir nun weiter fahren in Richtung Derby, werden die Strassenverhältnisse immer rauer und steiniger. Manche Passagen müssen im Schrittempo bewältigt werden, andere mit hoher Geschwindigkeit, um über die wellblechartige Sandstrasse zu fliegen und somit das Rütteln ein wenig zu beschränken. Es fühlt sich ein wenig an, wie auf Eis und Schnee. Teilweise wird die Strasse so rau, dass es nicht wirklich Spass macht auf so Bruno quälenden Roads zu fahren, daher sind wir froh, bald am heutigen Zielort anzukommen. Doch vorerst halten wir Ausschau nach einem Schatten spendenden Platz, denn es ist Lunchtime.
Anstelle eines schattigen Ortes treffen wir auf ein winkendes Holländerpaar. Ein platter Reifen verhindert deren Weiterfahrt.
Doch wie ist das Ersatzrad in Gebrauch zu nehmen? Wo ist es und wie wird es vom Unterboden gelöst? Wieder einmal mehr werden wir zu Zeugen wie die Auto-Vermietungen ihre Mieter nur ungenügend instruieren. Glücklicherweise ist das Lösen des Reserverades kein unmögliches Unterfangen und der Reifen kann nach 5 Minuten montiert werden.
Hilfeleistung beim Mietcamper der Holländer

Mit dreckigen Händen läuft Sämi dann um Bruno herum um seine Hände zu waschen. Erstaunt blickend, aber lachend höre ich ihn sagen: „Ja nei, das gits ez nöd, jetzt hämmer au en Platte!!“.
Das sieht nach Arbeit aus.....



Bei 40 Grad muss Bruno nun wieder flott gemacht werden.  4 Personen schauen ihm dabei zu, wie er das Loch flickt – so super haben wir ein Reparaturset gekauft! Nun noch mit unserem Hightech-Kompressor das Rad aufpumpen, eine letzte Dichtheitskontrolle machen und schon können wir weiter fahren. Wir können uns beide an ein dumpfes und fremdes Geräusch erinnern, welches wir kurz vor unserem Halt gehört haben.
Freudig treten wir die Weiterreise an, als ich plötzlich erneut ein fremdes Geräusch höre. Diesmal jedoch hört es sich an wie ein immer wiederkehrend lauter werdendes Zischen. Ich weiss nicht recht, wie ich es Samuel mitteilen soll... „Fahr doch da mal churz use....“. Wir steigen aus und ach siehe da – ein richtig schönes grosses Loch im so eben geflickten Pneu -  diesmal nicht im Profil sondern seitlich und definitiv nicht zu reparieren!!! Ja, da muss nun das Ersatzrad in Gebrauch genommen werden...

Klappe die 2.! Immer noch 40 Grad säuselt Samuel erst mal etwas vor sich her- Hans weiss sicherlich wie sich das anhört – wunderbar dass nur ich Samuel verstehen kann in Schweizerdeutsch - und dann dauert es 15 Minuten und wir fahren wieder weiter... Wunderbar ist es, den eigenen Handwerker dabei zu haben.  Hab ich ja gesagt! Ich habe das richtige Auto und den richtigen Mann an meiner Seite.

Sichtlich geschafft kommen wir dann am Tagesziel, einer Rinderfarm, die Plätze für Camper anbietet, an. Es soll sogar eine warme Dusche auf uns warten, erklärt uns die Farmerin. Wir müssen nur zuerst den Boiler mit Holz einheizen. Darauf freuen wir uns sehr. Als dann der Farmer auch gerade noch einen passenden Ersatzpneu auf Lager hat, und diesen zu erschwinglichem Preis montiert sind wir glücklich.
Das Bier heute Abend ist also wirklich verdient..........
Happy geniessen wir den Abend mit Helene & Martyn und dem Holländerpaar. Einzigartig ist der Sternenhimmel im Outback, der uns jede Nacht aufs Neue fasziniert. Geredet und debattiert wird über dies und jenes bei Wein und einem feinen Nachtessen. 
Als wir dann im Bett liegen geniessen wir die Outback-Ruhe. Nur vereinzelte Tierlaute sind hörbar, herrlich.

Früh geht es am nächsten Morgen weiter. Die Strasse ist noch immer stark gewellt und mit Steinen übersäht. Das eigentliche 4WD fahren ist hier leider nicht gefragt, was uns ein wenig enttäuscht. Die Strasse ist so ausgebaut, dass mühelos 2 Fahrzeuge kreuzen können. So geniessen wir die schönen Bergformationen der Kimberleys und freuen uns auf die nächsten Tagesziele. Wir übernachten in einer von Aborigines geführten Station und unternehmen Wanderungen durch abgebrannte Buschlandschaften zu einzigartigen Wasserfällen, geniessen das erfrischende Nass und die unberührte Natur.
Wanderung durch abgebranntes Buschland
Bruno ganz klein unter einem Boab Baum
Road Train auf der GRR

Ein Highlight ist sicherlich der Besuch des Tunnel Creek. Eine Wanderung durch ein naturgeformtes Tunnel, welches während der Regenzeit von einem Fluss geflutet ist und in der Trockenzeit durchwandert werden kann. Mit einer starken Taschenlampe bewaffnet waten wir durchs knietiefe Wasser, entdecken hunderte von Fledermäusen an der Tunneldecke und überqueren im dunkeln den Fluss inwelchem zuvor von unserer Taschenlampe Krokodilaugen reflektiert wurden........ Die Krokodile seinen ungefährlich versichert man uns, ein mulmiges Gefühl bleibt trotzdem.......!
Im Windjana Gorge haben wir nochmals die Möglichkeit Fledermäuse und Krokodile aus nächster Nähe zu beobachten. Unglaublich was die Natur alles zu bieten hat.

Jeder muss einmal vorausgehen 
Wie viele Jahre hat das wohl gedauert bis der Tunnel ausgespült war?


Licht und Schattenspiel im Tunnel-Creek
Fledermäuse am schlafen 

Wanderung im ausgetrockneten Flussbett

Der Massentourismus ist trotz der auch hier vorhandenen Tourbusse noch nicht ausgebrochen. Die Natur ist teilweise unberührt, geschützt und vermag sich zur Zeit noch selbst zu regenerieren. Wir hoffen das bleibt so. Die Reisenden auf welche wir hier treffen sind meist Australier. Die nicht immer gern gesehenen „Backpackers“ (meist junge low Budget Reisende, die manchmal nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ leben, Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel) sind hier nicht anzutreffen.

Nach mehreren Reisetagen im Outback verstärkt sich bei Nici und auch mir wieder der Drang nach dem Meer. Sehnlichst erwarten wir die Weite und das Wasser. Als wir in Derby dann die GRR beenden ist es erlösend in die unendliche Ferne zu sehen. Eines wird uns klar, es braucht schon spezielle Gene um ein Leben im australischen Outback, in der Abgeschiedenheit und der Hitze zu bewältigen. Die australischen Farmer die wir aber dabei kennen gelernt haben scheinen alle etwas gemeinsam zu haben. Sie erscheinen glücklich, fröhlich und zufrieden. Scheinbar muss es einen „Schlüssel“ zum Outback Leben geben, den wir als Reisende wohl nicht so einfach finden können............zum Glück denken sich wohl die Farmer........))

In Derby bestaunen wir dann noch die unterschiedlichen Ebbe und Flut Wasserstände welche sage und schreibe über 10m Unterschied ausmachen.
So machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Broome, einer bekannten Stadt an der Westküste.
Gemäss einem Lied von Neil Murray (australischer Sänger) mit dem Titel „Good Light in Broome“ sind wir voller Neugierde und Vorfreude auf die einzigartigen Sonnenuntergänge am berühmten Cable Beach über dem Meer, über welche uns so mancher Reisende vorgeschwärmt hat.........
Mal schauen ob's wirklich so schön ist????

Hebed Eu Sorg

Nici & Sämi




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