2 x Plattfuss, Bruno braucht einen neuen Schuh! Von Darwin
nach Broom via Gibb River Road
Von Darwin aus reisen wir in den Litchfield-Nationalpark.
Auch hier betätigen wir uns 3 Tage lang sportlich mit Wanderungen zu hübschen
Gorges (natürliche Süsswasser-pools).
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Freundliche Begrüssung bei der Park-Einfahrt |
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Schöne Wasserfälle entschädigen die Strapazen der Wanderung |
Ohne Abkühlung wird es am frühen
Nachmittag nämlich fast unerträglich heiss, bis zu 40 Grad. Doch wo Wasser ist,
da sind auch viele kleine mistige Tierchen, welche meine Beine übersäht haben
mit kleinen Bissen. Und zwar handelt es sich um Sandflies. Fast könnte man lachen,
wenn sie einen „beissen“, weil sie so winzig sind -
doch 2 Tage später erscheinen die Biss-Stellen wie Pusteln
und jucken ungemein. So habe ich beinahe die Kriese bekommen, beim Anblick
meiner mit Wildpocken ähnlichen Pusteln übersähten Beine. Und ich habe
begonnen, egal welche Temperaturen herrschen, lange Hosen und ein langärmeliges
Shirt zu tragen. Pfuii, das ist nicht angenehm!
Beim Verlassen des Litchfield-Nationalpark fahren wir einen
super Allradtrack mit kniffligen Passagen. Dazu gehören das überqueren des
Reynolds-Rivers und eine sandige, sehr steile Abfahrt in den Fluss. Nici schaut
von Aussen zu während Sämi versucht die mit Gruben übersähte Abfahrt auf dem
bestmöglichsten Weg zu meistern (die Atmung hat bei uns beiden wohl einen
Augenblick ausgesetzt). Dies fordert Geschick und macht einen wahnsinnigen Spass! Wir besuchen noch ein altes
Homestead (unbewohntes Haus der australischen Siedler vor 1900) und können uns
so ein Bild über das harte Leben im australischen Outback machen. Das müssen
harte Kerle und natürlich auch „Damen“ gewesen sein die damals, ohne die
heutigen Vorzüge wie Auto, Klimaanlage, Elektrizität usw. dem heissen und
trocken-staubigen Outback getrotzt haben. Hut ab.
Im gestreckten Galopp fahren wir dann über Katherine (wo wir
noch 1 Woche Zwangsferien in Bali buchen müssen, doch dazu später etwas) auf
den asphaltierten Strassen nach Kununurra. Dabei überqueren wir die Grenze nach
Western Australia und müssen strenge Quarantine-Kontrollen über uns ergehen
lassen. Zum Schutz gegen die Einfuhr von Keimen und Krankheiten für die Farmen
in WA dürfen hier nämlich KEINE frischen Früchte sowie Nüsse, KEIN Gemüse und
KEINEN Honig eingeführt werden! Da uns dies erst am Vortag der Grenzüberquerung
bewusst geworden ist, gibt es dann reichlich Honigbrötli zum Zmorge, viele
gesunde Früchte über den Tag verteilt und ein wunderbarer Gemüse-Znacht (der
Magen hat’s nicht verdankt). Bis kurz vor der Grenze ist alles, was irgendwie
in den Bauch passt gegessen (nur nichts wegschmeissen). Als Bruno dann vom
freundlichen Grenzbeamten inspiziert wird (jede Schublade wird geöffnet) müssen
wir lediglich noch ein paar Kleinigkeiten wegwerfen. Und dann heisst es......
Welcome to Western Australia!!
Schon seit längerem befassen wir uns mit dem Wunsch, die
Gibb River Road im Westen Australiens zu befahren. Die Geschichte der GRR
beginnt 1960 als beef road. Die wurde angelegt, um Schlachtvieh von den
entlegenen Farmen der Kimberley-Region nach Derby zu transportieren. Der Gibb
River Station (einer riesigen Rinderfarm) verdankt die Strasse auch ihren
Namen. Die GRR führt durch die wunderschöne Kimberley-Region mit hohen
Felszügen, welche umgeben von der meist roten Erde in einem fantastischen
Kontrast erscheinen. Je nach Tageszeit (Sonneneinstrahlung) erscheint die
Landschaft anders. Die GRR gilt unter Australien-Reisenden inklusive den
Einheimischen als die letzte wirkliche Outback Herausforderung. Na dann werden
wir mal sehen worauf wir uns da einlassen!
Vorbereitung auf so eine Strecke bedeutet alles, so haben
wir uns über die Strassenverhältnisse informiert. Im Tourismus
Informations-Center heisst es nur: Die River-Crossings sind in Ordnung, die
Strasse ist hart und rau und der Zustand ändert sich schnell. Aber es sind
immer noch einige Reisende darauf unterwegs. Schnell werden noch ein
Snatch-Strap (ein mit bis zu 10t belastbares Gummiseil mit dem man ein
eingegrabenes Fahrzeug befreien kann) und ein Reifen-Reparaturset gekauft, was
sich als sehr nützlich erweisen wird.
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Vorbereitung ist alles. Aufräumen und..... |
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Vorräte auffüllen...... |
Da wir dieses Abenteuer nicht alleine in Angriff nehmen
möchten, treffen wir Helen und Martyn in Kununurra wieder. Mit Ihrem Nissan
Patrol und unserem Toyota sind wir sicher, dass wohl ein Fahrzeug die Route
überstehen wird, Sicherheit geht vor.
Zuerst gibt es noch eine freudige Überraschung: Am 14.
September bin ich Gotte geworden von Jovin!!! Juhuii, da freuen wir uns sehr,
als wir wieder Natelempfang haben und diese wunderbare Nachricht erhalten,
schliesslich haben wir gespannt darauf gewartet. Wir gratulieren unseren
Freunden Nicole & René zu Ihrem Sohn und wären gerade jetzt gerne für einen
Moment zurück in der Schweiz um den neuen Erdenbürger begrüssen zu können. Nun
tun wir dies halt von Australien aus und freuen uns mit ihnen.
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Auf Jovin |
So fahren wir am 22. September früh morgens los, aufgeregt
und in voller Vorfreude.
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Abzweigung Gibb River Road, alle Crossings offen. |
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Die erste Bergkette der Kimberleys |
Die Strecke beginnt mit einer Gravelroad und mehreren
Flussüberquerungen, wobei aufgrund der Trockenzeit nur wenige einen hohen
Wasserpegel aufweisen. Dennoch macht dies Spass! Wir pausieren für 2 Nächte in
El Questro. Dieser Campground ist schön gelegen, doch sehr kommerziell und
teuer. Von hier aus unternehmen wir Wanderungen- eine davon führt in die
Emma-Gorge, wo sich uns ein wirklich spektakulärer Anblick mit wunderbarer
Abkühlung bietet:
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Langer und heisser Aufsstieg, aber atemberaubende Aussicht! |
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Diese Rinderfarm ist knapp 13200 ha gross |
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Bergkette der Kimberleys |
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Martyn beim durchqueren eines ausgetrockneten Flussbettes. |
„Weisch wie guet, ich han überhaupt kei Angst wege dere Gibb
River Road- ich han`s richtig Auto und de richtig Maa wos repariere chan
debi!“, das habe ich zu Samuel gesagt vor Antreten der Gibb River Road.
Als wir nun weiter fahren in Richtung Derby, werden die
Strassenverhältnisse immer rauer und steiniger. Manche Passagen müssen im
Schrittempo bewältigt werden, andere mit hoher Geschwindigkeit, um über die
wellblechartige Sandstrasse zu fliegen und somit das Rütteln ein wenig zu
beschränken. Es fühlt sich ein wenig an, wie auf Eis und Schnee. Teilweise wird
die Strasse so rau, dass es nicht wirklich Spass macht auf so Bruno quälenden
Roads zu fahren, daher sind wir froh, bald am heutigen Zielort anzukommen. Doch
vorerst halten wir Ausschau nach einem Schatten spendenden Platz, denn es ist
Lunchtime.
Anstelle eines schattigen Ortes treffen wir auf ein
winkendes Holländerpaar. Ein platter Reifen verhindert deren Weiterfahrt.
Doch wie ist das Ersatzrad in Gebrauch zu nehmen? Wo ist es
und wie wird es vom Unterboden gelöst? Wieder einmal mehr werden wir zu Zeugen
wie die Auto-Vermietungen ihre Mieter nur ungenügend instruieren.
Glücklicherweise ist das Lösen des Reserverades kein unmögliches Unterfangen
und der Reifen kann nach 5 Minuten montiert werden.
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Hilfeleistung beim Mietcamper der Holländer |
Mit dreckigen Händen läuft
Sämi dann um Bruno herum um seine Hände zu waschen. Erstaunt blickend, aber
lachend höre ich ihn sagen: „Ja nei, das gits ez nöd, jetzt hämmer au en
Platte!!“.
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Das sieht nach Arbeit aus..... |
Bei 40 Grad muss Bruno nun wieder flott gemacht werden.
4 Personen schauen ihm dabei zu, wie er
das Loch flickt – so super haben wir ein Reparaturset gekauft! Nun noch mit
unserem Hightech-Kompressor das Rad aufpumpen, eine letzte Dichtheitskontrolle
machen und schon können wir weiter fahren. Wir können uns beide an ein dumpfes
und fremdes Geräusch erinnern, welches wir kurz vor unserem Halt gehört haben.
Freudig treten wir die Weiterreise an, als ich plötzlich
erneut ein fremdes Geräusch höre. Diesmal jedoch hört es sich an wie ein immer
wiederkehrend lauter werdendes Zischen. Ich weiss nicht recht, wie ich es
Samuel mitteilen soll... „Fahr doch da mal churz use....“. Wir steigen aus und
ach siehe da – ein richtig schönes grosses Loch im so eben geflickten Pneu
-
diesmal nicht im Profil sondern
seitlich und definitiv nicht zu reparieren!!! Ja, da muss nun das Ersatzrad in
Gebrauch genommen werden...
Klappe die 2.! Immer noch 40 Grad säuselt Samuel
erst mal etwas vor sich her- Hans weiss sicherlich wie sich das anhört –
wunderbar dass nur ich Samuel verstehen kann in Schweizerdeutsch -
und dann dauert es 15 Minuten und wir fahren wieder weiter... Wunderbar ist es,
den eigenen Handwerker dabei zu haben.
Hab ich ja gesagt! Ich habe das richtige Auto und den richtigen Mann an
meiner Seite.
Sichtlich geschafft kommen wir dann am Tagesziel, einer
Rinderfarm, die Plätze für Camper anbietet, an. Es soll sogar eine warme Dusche
auf uns warten, erklärt uns die Farmerin. Wir müssen nur zuerst den Boiler mit
Holz einheizen. Darauf freuen wir uns sehr. Als dann der Farmer auch gerade
noch einen passenden Ersatzpneu auf Lager hat, und diesen zu erschwinglichem
Preis montiert sind wir glücklich.
Das Bier heute Abend ist also wirklich verdient..........
Happy geniessen wir den Abend mit Helene & Martyn und
dem Holländerpaar. Einzigartig ist der Sternenhimmel im Outback, der uns jede
Nacht aufs Neue fasziniert. Geredet und debattiert wird über dies und jenes bei
Wein und einem feinen Nachtessen.
Als wir dann im Bett liegen geniessen wir die Outback-Ruhe.
Nur vereinzelte Tierlaute sind hörbar, herrlich.
Nach mehreren Reisetagen im Outback verstärkt sich bei Nici
und auch mir wieder der Drang nach dem Meer. Sehnlichst erwarten wir die Weite
und das Wasser. Als wir in Derby dann die GRR beenden ist es erlösend in die unendliche
Ferne zu sehen. Eines wird uns klar, es braucht schon spezielle Gene um ein
Leben im australischen Outback, in der Abgeschiedenheit und der Hitze zu
bewältigen. Die australischen Farmer die wir aber dabei kennen gelernt haben
scheinen alle etwas gemeinsam zu haben. Sie erscheinen glücklich, fröhlich und
zufrieden. Scheinbar muss es einen „Schlüssel“ zum Outback Leben geben, den wir
als Reisende wohl nicht so einfach finden können............zum Glück denken
sich wohl die Farmer........))
In Derby bestaunen wir dann noch die unterschiedlichen Ebbe
und Flut Wasserstände welche sage und schreibe über 10m Unterschied ausmachen.
So machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Broome,
einer bekannten Stadt an der Westküste.
Gemäss einem Lied von Neil Murray (australischer Sänger) mit
dem Titel „Good Light in Broome“ sind wir voller Neugierde und Vorfreude auf
die einzigartigen Sonnenuntergänge am berühmten Cable Beach über dem Meer, über
welche uns so mancher Reisende vorgeschwärmt hat.........
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Mal schauen ob's wirklich so schön ist???? |
Hebed Eu Sorg
Nici & Sämi
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